Experimente
23. Mai
Frühsommer! Draußen ist schönes Wetter, man kann die Fenster öffnen um es hereinzulassen. Bei geöffneten Fensterläden schleift das Licht den Dingen die Kanten ab und verbreitet eine so elegische Stimmung, daß man fast glauben könnte, sich in jegliches Schicksal ergeben zu können.
Am Nachmittag: Ein Spaziergang im Garten.
In der Regentonne existiert ein eigener kleiner Mikrokosmos, aber dort drinnen ist es dunkel und die meisten der Organismen sind zu winzig um sie sehen zu können. Ich werde später noch eine Probe nehmen um sie unters Mikroskop zu legen. Ich merke, wie die Sonne die unbedeckten Stellen meiner Haut erwärmt und wundere mich, daß die geometrischen Figuren, die sie auf die Wasseroberfläche zeichnet, mich trotz ihrer gleißenden Helligkeit an angenehme Kühle denken lassen.
Zu entspannt wg. Bewegung an frischer Luft, Dosis erhöhen.
25. Mai
Wollte heute ein Pantoffeltierchen beobachten. Stattdessen darüber nachgedacht, ob Protozoen glücklicher sind als ich.
Schlecht ausbalanciert. Ab 26.5. mehr Comp. B. Dosis?
28. Mai
Sie sind wieder da.
29. Mai
Die Träume sind wieder da. Gestern Nacht waren es drei. Seitdem habe ich nicht geschlafen und ich habe Angst davor, sie zu Papier zu bringen.
30. Mai
Choral
Es ist soweit: es blasen die Fanfaren!
Der Tag ist noch nicht da, doch wartet nur -
Für euch tickt eine Totenuhr!
Bald könnt ihr euch nicht mehr bewahren.
Der Unkenruf verhallt; sein Schicksal ist es
Zu früh die Warnung unters Volk zu schrein.
Es wird so kommen, es muß sein!
Und gebt es zu: ihr alle wißt es.
Das Schicksal ist wie eine große Blase,
Die platzt, wenn ihr die spitze Nase
Hineinsteckt in der Welten Lauf.
Dann ist es aus mit diesem Leben!
Dem Nichts entliehn, ihm auch zurückgegeben -
Was gleich ist hebt sich endlich auf.
Toll.
10. Juni
Später werde ich tun wofür keine Zeit blieb.
Aufatmen unter Wasser