Wie einige hier wissen, quäle ich mich gerade mit einem Ghostwriting-Projekt. Und die Qual ebbt nicht ab.
Darf ich Euch einmal noch - denn es handelt sich um das vorletzte Kapitel - zu einem kleinen Brainstorming herausfordern?
Was fällt Euch - ungefiltert und ganz "emotional" (urgs) - zu folgenden Themen aus Eurer Kindheit ein (scheißegal, wann oder wo die war, die Kindheit):
- Nahrungsaufnahme / Fütterungsrituale - Laufstall und Gitterbett - Die ersten felligen Mitbewohner (Hund, Katze, Maus, Ameisenbär,...) - Leben auf dem Töpfchen / Sauberwerden - Zahnen und Milchzähne - Kinderkrankheiten - Märchenstunde mit Mutter / Tante / Großmutter - Läuse - Die Entdeckung des Supermarktes - Spiele im Sommer, Spiele im Winter (3. bis 6. Jahr) - Martinsumzug - Kindergarten - Familienurlaub im Süden - Dreirad, Roller und Kettcar - Fahrradfahren lernen
Zu manchem fällt Euch höchstselbst sicher nichts ein, aber vielleicht kennt Ihr Anekdoten von Euren Müttern/Vätern. Falls es Euch lieber ist, könnt Ihr sie mir auch per Mail schicken. Und wenn ich eine Danksagung an Euch im Buch richten soll, dann sagt ebenfalls gleich Bescheid.
Bedanke mich schon weit im vorhinein - was wäre ich ohne Euch?!
ZitatGepostet von El Combatante - Nahrungsaufnahme / Fütterungsrituale - Laufstall und Gitterbett - Die ersten felligen Mitbewohner (Hund, Katze, Maus, Ameisenbär,...) - Leben auf dem Töpfchen / Sauberwerden - Zahnen und Milchzähne - Kinderkrankheiten - Märchenstunde mit Mutter / Tante / Großmutter - Läuse - Die Entdeckung des Supermarktes - Spiele im Sommer, Spiele im Winter (3. bis 6. Jahr) - Martinsumzug - Kindergarten - Familienurlaub im Süden - Dreirad, Roller und Kettcar - Fahrradfahren lernen
(...) Bedanke mich schon weit im vorhinein - was wäre ich ohne Euch?!
Ein riechender Käse? Keine Ahnung... Hier meine Erinnerungen, die allerdings schon sehr speziell sind:
Futter: Ich mochte als Kind keinen Käse. Gar nicht. Nur auf Pizza war Gouda zu tolerieren - WENN... man ihn nicht sah. Auch Tomaten mußten per elterliches Dekret aus Sardinien(!) stammen, da sonst von Klein-Proconsul nicht zu goûtieren. Sobald sie dieser wunderschönen Insel im Mare Mediterraneum herkünftig waren, verschwand der geschmackliche Makel umgehend!
Märchenstündliches: Mutter liest im Winter "Der Kleine Hobbit", "Der Herr der Ringe" und "Die Unendliche Geschichte" (unklare Reihenfolge, lediglich dKH vor HdR) und die Söhne hören gebannt zu - eine Hobbykarriere im Bereich Fantasy-Rollenspiel ist vorprogrammiert!
Anläßlich des Proconsularischen Geburtstages geht die versammelte Kindergeburtsmannschaft in "das Imperium Schlägt Zurück". Das durchschnittliche Alter der kleinen Kinogänger dürfte - es war 1980/1981 - um die vier Jahre gelegen haben. Verzweifelte Eltern bemühen sich noch den gesamten Rest der Woche, ihre derart gedopte Brut zu beruhigen und nachts in Angst- und Actionfreien Schlaf zu bugsieren.
Martinsumzug: Kleine Kinder üben heimlich immer den Klassiker: "Martinus Luther war ein Christ // Ein glaubensstarker Mann // Wenn Du mir keine Bonbons gibst // Zünd' ich Dein Häuslein an!", verfallen dann allerdings im Angesicht der Süßigkeiten in der ostfriesisch-kreisstädtischen Fußgängerzone aus Feigheit und der Angst um das Naschwerk doch wieder in den Originaltext. Wettbewerbe werden abgehalten, um durch möglichst unauffälliges treten die Laternen der anderen Kinder entweder zum Erlöschen (2 Punkt bei Erfolg, nur 1, wenn als ursächlich erkannt) oder (Höchstpunktzahl!) zum Abfackeln zu bringen. Besonders unbeliebte Zeitgenossen, Einzelkinder und Mamapampershosenscheißer bekommen von ihren umsorgenden Müttern elektrische(!) Laternen und werden trotz überlegener Technik zum Hohn ihrer (natürlich innerlich voll neidischen!) peers.
Familienurlaub im Süden: Der Proconsul wird - ebenfalls in einem Alter sub-4 - beinahe Italiener - genauer: Er steigt in Firenze aus Erkundungsdrang (eine maßgebliche Charaktereigenschaft! Er hätte eigentlich Houdini heißen mögen - der große Verschwinder!) nämlich in den Zug nach Venezia. Ein freundlicher Italiener bemerkt aus seinem Abteil heraus das enorm hellhaarige und -häutige Kind im Zug und beschließt, es dann doch zur Carabinieri zu geleiten, angesichts sich ansonsten nur südländische Zeitgenossen im Waggon befinden. Die verzweifelt auf lächelnde und verständnisvoll nickenden italienische Uniformierte einredenden Eltern alterten an diesem Tag um Jahre. Ob der nette italienische Uomo di 'Onore seinen Zug nach Venedig verpaßte, verliert sich im Nebel der Zeiten.
Später nach der Weiterfahrt nach (genau!) Sardinien, zeigte der Proconsul ein morbides Interesse für die zu Füßen der Nuragen oft vorzufindenden Labyrinthe, wird aber durch den eisernen Griff des Vaters an der Hand vor weiteren Eskapaden notdürftig gehindert.
Reicht das einstweilen als Kurzexposé?
[ Editiert von Administrator Proconsul Antipathos am 16.05.06 7:45 ]
Zu weit weg. Erinnerung im Wesentlichen an Gerüche. Miesmuscheln, rheinisch. Sauerbraten. Wickelklöße. Das große Igitt.
- Laufstall und Gitterbett Zu weit weg.
- Die ersten felligen Mitbewohner (Hund, Katze, Maus, Ameisenbär,...) Katzen: Deren Mami war totgefahren, wir haben die drei Würmer mit hochgebracht. Mein Vater: Morgen sind die weg! Mutter: Die sind morgen sowiesoso tot. Sind länger geblieben als mein Vater. Zur Erleichterung aller Beteiligten. Das Standardprogramm: Hase, Mehrschwein. Non-Standard: Zwei Amseln (beide hießen "Geier"), ein angefahrener Falke.
- Sauberwerden Bis heute nicht abgeschlossen, Bericht folgt nach erfolgreichem Sauberwerden.
- Zahnen und Milchzähne ZÄHNE, Argggh!
- Kinderkrankheiten Ringelröteln. War etwas feines, hatten die anderen nicht. Und Mumps (Ziegenpeter, Wochentölpel, Parotitis epidemica): Autsch. - Märchenstunde mit Mutter / Tante / Großmutter Grimms Märchen. Immer dasselbe Buch. Und wehe, auch nur ein Wort wurde geändert oder auch nur in der falschen Betonung ausgesprochen. Später Hauff und Andersen.
- Läuse Ihhh. Gab'S aber. Lausekamm und Sagrotan. Zum Glück hatte ich ein Mikroskop geschenkt bekommen, da sah man die Laus etwas genauer. Objektträger, kein Sympathieträger.
- Die Entdeckung des Supermarktes Konsum, bei Oma. Da ging man (in echt!) mit der Milchkanne hin und ließ sie sich füllen. Und Rabattmarken gab's oberndrein. Betonung: K`onsumm.
- Spiele im Sommer, Spiele im Winter (3. bis 6. Jahr) Burgen bauen im Matsch. Später im Neubaugebiet aus Bauholz Häuser bauen. Und natürlich die Häuser der verfeindeten Banden demolieren.
- Martinsumzug Boah, der Martin auf dem Pferd, ganz großes Kino. Die Peinlichkeit: Die leckersten Bonbons gab's in der Metzgerei in unserer Straße, da MUSSTE man hin. Andererseits ging die Tochter in meine Klasse und war a pain in the ass ("Tamara, the living Fleischwurst"). Kognitive Dissonanz: Kamelle vs. Fleischwurst.
- Kindergarten Mittagschlaf im Kindergarten, Katastrophe.
- Familienurlaub im Süden Jugoslawien, das gab's damals noch, mit Feigenbaum im Hof, riesigen Ameisen, Cevapcici und - man höre und staune - die kleinen durften Prosek probieren (Süßwein, ekle Plörre, aber damls das höchste der Gefühle).
- Dreirad, Roller und Kettcar Kettkar war das größte. Nur eben merkte man bergab, dass Freilauf auch etwas praktisches ist. Besser: Gewesen wäre. Also lässt man das Ding kurbeln und fährt in die nächte Baustelle. Natürlich ist Kettcar auch das Gefährt, mit dem man von zu Hause abhaut. Und nicht weiter kommt als die Ameisen. Aber immerhin hatte ich einen Mini-Koffer (Zigarrenkistengröße), das war mein survival-Kit. Hauptsächlich Zuckerwasser.
Was fehlt: Kuscheltiere! Davon hatte ich 8-12, alle wurden zur Ruhe gebettet und zugedeckt. Jahre schlief ich ohne Kopfkissen. Lieblingstiere: - Mimic-Kuh (Steiff) - Hippo - Kuwu
Abgrundtiefer Hass auf Solanka-Suppe. Grund: es gibt sie jeden Tag im Kindergarten. Mühsames ausfischen der Speckwürfel aus der Solanka und verstecken unter dem Suppenteller. Aufgeflogen, Kindergartenfrau stopft mir alles Speck gewaltsam in den Mund. Folge: nie wieder Fleisch.
Kinderkrankheiten
Mit 9 Jahren geschminkt zur Schule gekommen. Straffe: 1 Woche mit kaltem Wasser den Klassenraum wischen, vorher mit dem Wasser abgeschminkt. Folge: Angina. Nächste Folge: Myokarditis, halbes Jahr Krankenhaus.
Läuse
Ja, mindestens 3 mal, davon einmal Glatze. Woher? Von den Kasachen, woher denn sonst. - Die Entdeckung des Supermarktes
1990. Papa, was ist ein Kooperativ? Bla, bla, bla..... Aha, ok, gib mir 2 Rubl für meinen ersten eigenen Lippenstift.
Kindergarten
Jeden Tag von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Großer Traum: groß und stark sein, Oktoberskind werden, Kindergärtnerin umbringen.
Kinderkrankheiten: Windpocken gemeinsam mit meinen beiden älteren Schwestern gehabt. Jeden Morgen standen wir im Bad und haben gegenseitig nachgezählt, wieviele Pusteln wir noch haben. Bei Grippe (immer verbunden mit absoluter Stimmlosigkeit) hat mir meine Mutter manchmal Schallplatten aufgelegt, und immer wenn die Seite zu Ende war, habe ich sie mit einer Flötenmelodei herbeigerufen, damit sie die Platte umdreht. Kindergarten: auf dem Klettergerüst auf die Schnauze gefallen. Jeden Sommer hatten wir ein Sommerfest mit kleinen Theaterstücken, in denen wir so entzückende Kostüme wie Marienkäfer, Sonnenblume usw. trugen. Roller: grüner Roller mit grauen Lufträdern gehabt; ging ab wie eine Rakete! Und noch die guten Rollschuhe von Hudora, die noch so richtig Krach machten! Super! Spiele im Sommer: Fangen, Gummitwist, Völkerball (yeah!) und so ein Hopsspiel, bei dem man einen Stein in immer wieder das nächste Feld warf, dann loshüpfte, dieses eine Feld übersprang und nicht auf die Linien treten durfte. Weiß aber nicht, wie das hieß.
Primaprima. Schön wären aber auch noch Fütterungsrituale und früheste Erinnerungsspuren. Hat jemand einen guten Draht zu seinem Unbewußten doer zu Mama?
ZitatGepostet von Laroca ... so ein Hopsspiel, bei dem man einen Stein in immer wieder das nächste Feld warf, dann loshüpfte, dieses eine Feld übersprang und nicht auf die Linien treten durfte. Weiß aber nicht, wie das hieß.
Himmel und Hölle?
Mein Roller (bzw. der meines Bruders) war rot und "Was rot is, is schnella!". Hinten überm Hinterreifen war ein Sitz mit Polyschaumpolster und einem rautierten Plastikbezug, der so lächerlich tief angebracht war, daß man garantiert aufs Maul fiel, versuchte man, sich drauf niederzulassen.
ZitatSchön wären aber auch noch Fütterungsrituale und früheste Erinnerungsspuren.
Es gab zwei Teller mit lustigen Motiven auf dem Boden, einer natürlich deutlich schöner und daher ständiger Herd von Querelen mit der Schwester. Gefüttert wurde immer mit der hoffnungstiftenden Angabe, dass gleich die lustigen Bilder zu sehen sein werden. Soweit ich mich erinnern kann, funktionierte der miese Trick auch noch. Gekocht wurden übrigens Gerichte von meist grüner bis brauner Färbung, die man heute nur noch vom Hörensagen kennt und vielleicht auch zu recht ausgespuckt hätte.
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