Es war 12.15 Uhr. Mit weichen Knien und einem sehr klumpigen Gefühl im Magen setzte ich mich ins Auto. Alle Spiegel richtig eingestellt? Jo. Na, dann los. Das erste Problem: Sonne. Und zwar Gegensonne durch einen diesigen Himmel. Das ist, als kämen einem ständig Leute entgegen, die Nebelscheinwerfer und Fernlicht anhaben. Auch die Fußgänger. Zu dem klumpigen Gefühl im Magen kam auch noch das Gefühl eines toten Vogels im Mund dazu: Pelzig, rund, übel. Und dazu die Totelstille im Auto - grauenhaft! Der neben mir und der hinter mir auf der Rückbank bepflastern mir zusätzlich die Fahrbahn mit versteinerten Blicken. Ja, meine Güte, ich weiß, dass man lieber läuft, als bei mir mitzufahren! Elende Machos! Dann lauft doch! Idioten! Und warum sagt keiner von euch ein Wort?! Sonst quakt ihr doch auch unentwegt über Fußball, Formel 1, die Schleicher und Sonntagsfahrer auf der Straße. Ach ja, richtig, Schleicher und Sonntagsfahrer bin ja ich! Na, euch werd ich helfen! Dann blödes Wohngebiet, Zone 30. Ehemaliges Gebiet der DDR und dann fährt man durch die Zone 30. Da hat sich auch keienr was bei gedacht. Find ich immer wieder blöd. Im Kreisverkehr nimmt mir einer die Vorfahrt. Versteinerte Blicke neben und hinter mir. Ich schlucke meinen Fluch runter. Wenn die schon nix sagen, halt ich besser auch die Klappe. Und überhaupt: Besteht denn die ganze Stadt nur noch aus 30er Zonen? Na, egal. Mir soll es recht sein. Dann nach 45 Minuten völlig verkorkstes Einparken aufm ALDI-Parkplatz. Der hinten schüttelt den Kopf und sagt: "Wissen Sie, Frau Knödel, teilweise fahren Sie echt wie ein Henker! Wie Sie an dem Bus vorbei geschossen sind! Und das, was sie einparken nennen, ist auch ne Katastrophe! Wenn es heißt, Sie sollen zügig mitfahren und nicht bummeln, heißt das nicht, Sie sollen um jeden Preis die 50 langdonnern. Aber naja. Ansonsten gibt es nichts zu meckern." Hätte der mir beim Antritt der Prüfung nicht gesagt, ich solle nicht bummeln und hätte mich mein Fahrlehrer nicht vorher noch instruiert, ja immer schön die 50 zu fahren, der Prüfer wolle sehen, dass ich gut mitfahre, wär ich nicht so gerast. Einparken kann ich dagegen wirklich nicht.
Davon abgesehen: Ich hab endlich meinen Führerschein! Und ich bin diesen rumnörgelnden Menschen neben mir los, der mich jedes Mal einen Kopf kürzer machen wollte, wenn ich beim Wechsel in die Linksabbiegerspur keinen Schulterblick nach links machte. Es kann ja auf der Wiese ein Motorrad angeschossen kommen. Er muss es ja wissen. Er bildet die Motorradfahrer ja aus.
Ebenfalls Gratulation von meiner Seite. So eine Fahrprüfung nimmt einen ja schon sehr mit. Dabei wird auch Metaphorik gerne mit durchgeschüttelt, so dass Vögel, tote zumal, rund und pelzig werden (toter Vogel).
Anekdote: Meinen Freund Carsten ließ der Prüfer durchfallen. Carsten, jemand, der aus seinem Herz keine Mördergrube macht, reagierte mit einem prompten "ARSCHLOCH!!!".
Direkt danach musste er bei diesem Prüfer dann Motorrad fahren...
Gratuliere! Ich hatte meinen Führerschein damals in Bielefeld gemacht und es war kein Kindergeburtstag, wenn man dort die Straßen kennt. Zudem ging das Gerücht rum, "Mann" würde jede Frau entweder bei der schriftlichen oder praktischen je ein mal durchfallen lassen, weil nur so Gewinn zu erzielen war.