Ich brauche Eure Hilfe. Es ist ein ganz klein Ding, das nur ein wenig Brainstorming von Euch fordert.
Ich habe einen Buchauftrag des Titels "Wir vom Jahrgang 1968" angenommen. Darin geht es um "meine" Lebensjahre 0 bis 18, also um die Jahre 1968 bis 1986 und was den "68ern" darin wichtig war. In etwa folgenden Themenfeldern:
- Politik und Gesellschaft - Spiele - Sport - Fernsehserien, Kinofilme, auch: Marken und alte Werbung - Bücher und Comics oder Zeitschriften - Mode - Schule, Schulartikel - Familienfeiern und wie sie gestaltet wurden - Promis
Ich brauche allerdings keine Hinweise à la: "1975 beginnt der Libanonkrieg" oder "1977: deutscher Herbst", dafür hat man Wikipedia (wenn auch ansonsten für nichts). Lieber alles, was Euch spontan dazu einfällt. Eben ein Brainstorming, Stichworte. Z.B.:
Asterix, Donald Duck, Yps, Zack Mon Chichi Hanni und Nanni, 5 Freunde Mad Bravo Trimm-Bewegung Björn Borg: Schweißbänder und Stirnbänder-Mode, möglichst grellbunt, die Farbkombinationen der 70er machten vor Augenkrebs ja gewiß keinen Halt Ein Kind mit riesengroßem Gong und Schlögel: "MB präsentiert", oder das geflüsterte "von Matell"
usw.
Ihr würdet mir einen riesengroßen Gefallen damit tun und fändet Euch unversehens in einem Buch unter der Abteilung: "Ein herzliches Dankeschön an..." wieder.
was Du suchst findest Du hier. Zumindest in Ansätzen. Man hat damals vor ca. 4 Jahren im Zeit-Forum mal Beiträge zu den 60ern und 70ern und 80ern gesammelt, um daraus jeweils Bücher zu machen. Möglicherweise findest Du die Originalbeiträge auch im ZiN-Archiv. Jedenfalls eine Fülle unbekannten Ausmaßes.
Könnt sein, dass ich mich irre, fällt mir nach ein bisschen Recherche ein. Mag sein, dass dieses Spiel auf SpoN stattfand und deren Archiv ging verloren. Nun denn, Du hast ne Menge Material.
Och schade.....bin leider erst 77er Jahrgang und dann auch noch Osten...sonst hättest du das von mir bekommen:
- ekelhafte Kord- und Wollhosen. Erstere in den sagenhaft berückend schönen Farben violett oder türkis, letztere in allen Grauschattierungen - Ketten- oder auch Netzhemden. Am besten von Omi selbst gehäkelt. Besonders chique an 8jährigen, hühnerbrüstigen Mädels - Kaugummikugeln, 4 Stück für 50 Pennig. Bei einem Taschengeld von 2 Mark machte das eine sensationelle Geldanlage von 16 Kaugummis. Man hätte auch 2 1/2 Brote dafür kriegen können. Die gab es aber nur in braun und grün. - Trompeterbücher. Liebstes Buch: Bootsmann auf der Scholle. Da ging es um einen Dackel. Ich glaub, ich hab das sogar noch - Pioniernachmittage mit Pionierliedern über Ernst Thälmann. Alle nannten ihn Teddy. Ich fand, er hatte liebe Augen. - Fahnenappell. Habe nie eine Auszeichnung bekommen. War aber immer für Frieden und Sozialismus bereit. - Pionierzeitschrift. Frösi hieß die. Mit politischen Comics auf Kinderniveau. - "Mein kleines Taschenbuch". Mutti hat nächtelang aus dem "Bummi" (das war so eine Kinderzeitschrift) die Taschenbücher ausgeschnitten und mit Heftklammern zusammengetackert. Musste man enorm vorsichtig lesen. Ging nach wiederholter Lektüre gern kaputt.
Ja, das und mehr hättest du von mir bekommen, wenn es bis Jahrgang 77 gegangen wäre. Und ich hätte für nur einen einzigen Grüßkuss weirweißwas gegeben. Ehrlich!
Die Protags der Serie "UFO" erschienen mir nicht exotisch oder strange. Anscheinend sah man damals allerorten lilafarbene "Prinz-Eisenherz-Frisuren".
War der "Lecker-Schmecker" eigentlich in der BRD bekannt? Ein weit gelegtes Zopfgeflecht aus klebrigstem Karamel überzogen mit Milchschokolade, ca 30cm lang.
Faserschmeichler (weiße Pelzviecher, die durchs Waschmittel tobten)? Pril-Blumen (die Dinger an jeder zweiten Küchenfliese)?
Danke, Helden. Man muß das (Bonanza)Rad in der Tat nicht immer neu erfinden und ich werde mir die Beiträge genau zu Gemüte führen. Aber ein wenig jenseits davon brainstormen kann trotzdem nicht schaden. Was ich bisher so las, entspricht einfach nicht ganz der Altersklasse, in der ich agiert habe - was interessierte mich 1972 die Münchner Olympiade? Ich war recht froh und munter, weil ich eben erst gelernt hatte, eigenärschig ins Töpfchen zu machen.
Frau Knödel: tscha, was soll ich sagen? Du bist tatsächlich außen vor, da viiiiiiiiiiiiiiel zu jung. Als Du nämlich gelernt hast, ins Töpfchen zu machen, standen wir bereits mit heißen Ohren vor den Verstärkern und spielten Luftgitarre. Eben eine andere Erfahrungswelt. Außerdem ist in dem Buch der Osten total ausgeklammert. Der Verlag verkauft nämlich nur im Westen. Wasauchimmerdasheißenmag.
dann brauchst Du klar die 80er Sammlung aus dem gleichen Hause. Schnapp sie Dir, Freund Jungspund. In den 80ern war ich 58er praktisch schon zu alt, um noch neophil zu sein.
ZitatGepostet von Evangelist Froschensiech Die Protags der Serie "UFO" erschienen mir nicht exotisch oder strange. Anscheinend sah man damals allerorten lilafarbene "Prinz-Eisenherz-Frisuren".
Im Ösifunk lief damals UFO? Geilomat! Psychedelische Funkmusik mit Ed "Sieh nur wie scheißeblond meine Haare sind" Straker? Sehr geil...
Ich kenn's ja nur aus den BBC-Wiederholungen, als ich schon in Holland lebte, es waren die Neunziger.
ZitatGepostet von Evangelist Froschensiech Die Protags der Serie "UFO" erschienen mir nicht exotisch oder strange. Anscheinend sah man damals allerorten lilafarbene "Prinz-Eisenherz-Frisuren".
War der "Lecker-Schmecker" eigentlich in der BRD bekannt? Ein weit gelegtes Zopfgeflecht aus klebrigstem Karamel überzogen mit Milchschokolade, ca 30cm lang.
Faserschmeichler (weiße Pelzviecher, die durchs Waschmittel tobten)? Pril-Blumen (die Dinger an jeder zweiten Küchenfliese)?
Heidegger?
Leckerschmecker? Irgendwo ganz tief, hinten unten, dort, wo sich die nicht abbaubaren Reste des Karamels erhalten haben, klingelt etwas... Leckerschmecker... hm...
Faserschmeichler hatten wir, glaube ich, keine, die Prilblumen sind eine Idee. Heidegger war tot und / oder litt noch immer daran, in seiner Jugend nicht den Scheffel-Preis bekommen zu haben. Oder meintest Du das Waschmittel des gleichen Namens?
Naja, gilt ein 69er auch? Ein paar ungeordnete Splitter: - Ich habe mit Schrecken vor einer Zeit im Zug angesichts eines älteren Ehepaares festgestellt, dass es noch die Sunkist-Aludinger gibt. Anscheinend habe ich diese mal gemocht und bei der zweijährlichen Spanienfahrt im R16 reihenweise aufgepiekst, jetzt allerdings muss ich mich schütteln über den Nachgeschmack in der Erinnerung. - Die Wahlplakate der SPD mit streng blickenden Personen in Schwarzweiß, Leber, Schmidt ... Also kein Wunder, dass ich als Kleinkind eher dem farbig grinsenden Kohl zugeneigt war und dann mit dem politischen Erwachen nahtlos zu den Grünen überging. - Der erste BASIC-Kurs auf dem Sinclair Spektrum mit den Radiergummitasten. Die Datei auf der Kassette gespeichert, so dass man quasi jedes Bit nachpfeifen konnte. Pech nur, wenn die Schwester dann das Programm mit ihrem Lieblingspopstar überspielt hatte. - Ja, und Asterix, selbstverständlich. - Das Sammeln von irgend welchen Treuemarken auf Brühwürfelpackungen, um dann nach 20 Einkäufen sich irgend eine farbig bedruckte Pappschachtel, die ein Haus im norddeutschen Backsteinstil etc. darstellte, zuschicken zu lassen. - Unser Altersgenosse Tommi Ohrner (nicht, dass ich selbst ein Fan gewesen wäre) - Der erste Friedenstaubenanstecker, der erste Ostermarsch, die attraktive Mitschülerin im grauen Ökosweatshirt - Der Klavierunterricht bei Herrn N. oder Frau B. - Die rotorange Latzhose aus einer Art Gummi und der Geschmack der Träger. - Die in 5-Pfennigschritten steigenden Eiskugelpreise in der Fußgängerzone (beginnend bei 10 Pfennig, wenn ich mich recht erinnere). Soweit erst mal.
ZitatGepostet von Martin von Arndt Leckerschmecker? Irgendwo ganz tief, hinten unten, dort, wo sich die nicht abbaubaren Reste des Karamels erhalten haben, klingelt etwas... Leckerschmecker... hm...
Also ich kenne sowas ähnliches von Cadbury's. Übrigens neben Basset's Wine Gums ein Highlight der britischen Eßkultur. Neben Innereienpastete und Minzsauce und so. Ich glaube, die Dinger hießen "Curly Wurly", was natürlich "Leckerschmecker" vom Konzept her ein wenig ähnelt...
In Rangsdorf gibt's ein Lokal, wo's Guinness vom Faß und Kilkenny gibt. Es gibt doch einen Gott!
ZitatGepostet von Yoshihito - Der erste BASIC-Kurs auf dem Sinclair Spektrum mit den Radiergummitasten. Die Datei auf der Kassette gespeichert, so dass man quasi jedes Bit nachpfeifen konnte. Pech nur, wenn die Schwester dann das Programm mit ihrem Lieblingspopstar überspielt hatte.
Hihi, danke. Dieser Absatz ist so gut, daß ich ihn unverschämterweise fast unverändert in mein Buch einbauen werde, wenn Du gestattest. Du bist schon der, an den ich denke, wenn ich Dich lese? Gebürtig aus Nordhessen? Willst Du Deinen Namen lesen in der Danksagung?
ZitatGepostet von Yoshihito - Die in 5-Pfennigschritten steigenden Eiskugelpreise in der Fußgängerzone (beginnend bei 10 Pfennig, wenn ich mich recht erinnere). Soweit erst mal.
Ja, die kenne ich auch noch. Bei uns in der Stadt gab es in meiner Jugend einen Mann namens "Eis-Willi".
Lange bevor "Ice T", "Ice Cube" und "Vanilla Ice" das Image des stahlharten und gefrorenen Gangsta-Rappers (Na gut, vielleicht im Falle von "Vanilla Ice" eher des rappenden Poppers) kultivierten, gehörte "Eis-Willi" (oder "Ice W", wie er sich vermutlich nennen würde, wäre er noch im Geschäft!) zum Inventar. Schon bevor die Fußgängerzone existierte, stand er jeden Sommer an der Ecke Drosten- und Burgstraße und verkaufte sein daheim selbst gefertigtes Eis aus dem Radwagen.
Es war egal, ob Du Eis-Willi kanntest, denn noch bevor Du richtig da warst, kannte Eis-Willi Dich, wußte wo Du wohnst und was Deine Arbeit war. Eis-Willi war sozusagen ein sozialer Nabel der Stadt, eine Art eisverkaufendes, mobiles Dr.-Sommer-Team und die lebende Lokalausgabe für das "Goldene Blatt". Eis-Willi wußte, wer, mit wem, wie lange schon, wo und natürlich warum und wie. Wer pikante Details seiner Nachbarn suchte, fand sie bei Eis-Willi, einen Groschen die Kugel, in den Geschmacksrichtungen Vanille, Schokolade, Erdbeere, Zitrone. Stets war es ein Groschen, niemals 10 Pfennig; auf sowas legte jemand wie Eis-Willi großen Wert! Später, die Kugel kostete dank des kalten Krieges schon 15 Pfennig, kam auch noch Aprikose hinzu.
Fünf Geschmacksrichtungen in weniger als einer Mark, das gehörte zur Stadt im Sommer wie der zweimal tägliche Überschallknall des Jagdgeschwaders über der Nordsee...
Vor allem aber gab es damals noch nicht Eis in den Sorten Kürbis, Möhren, Spinat-Champignon oder Rhabarber-Frettchen. Die hiesige Gelaterie-Industrie ist inzwischen für ihre Caprioli berühmt.